14.09.2015

Reutlinger General-Anzeiger

Staubiger Ritt in natogrün

REUTLINGEN. Bei allem gebotenen Respekt: Auch Reservisten wollen ihren Spaß haben. Und so ging es am Samstag mit schwerem Gerät auf die Reutlinger Motocross-Strecke, bevor der Gastgeber unversehens einen Riegel vorschob und ein vereinseigenes Training ansetzte. Danach taten die Reservisten wieder das, wofür sie aus ganz Baden-Württemberg und Bayern angereist waren: Sie zeigten 50 historische Militärfahrzeuge und bildeten sich gegenseitig aus.

Organisiert hatte das Treffen zum sechsten Mal die Reservekameradschaft Sondelfingen. Mit wachsendem Erfolg:

Waren es im ersten Jahr gerade mal vier Fahrzeuge, so tummelten sich am Samstag eine ganze Armada natogrüner Old- und Youngtimer sowie zehn Fahrzeuge der aktiven Truppe, unter ihnen auch für Laien interessante Ungetüme wie das »Allschutzfahrzeug Dingo 2«, das soeben aus Afghanistan zurückkam, und der »Transportpanzer 1«. »Sie sehen hier einen Querschnitt dessen, was es von 1960 bis heute im Militärbereich gab«, erklärte Jörg Ebert aus Reutlingen, Hauptmann der Reserve.

Aus alten Zeiten kamen eine Reihe von Mungas, Kübelwagen und Iltisse, Wölfe und Unimogs. Kenner schnalzten mit der Zunge, als der Besitzer eines Fauns seinen Acht-Zylinder-Diesel anließ und schwergewichtig über den Platz rollte. Ein KAT 1 von MAN wuchtete sich durchs staubige Gelände, für das er gemacht ist.

Dr. Jürgen Schütz, Vorsitzender der Reservekameradschaft und Oberstleutnant der Reserve, und Jörg Hildenbrand, Vorsitzender der Reservekameradschaft Reutlingen und ebenfalls Oberstleutnant der Reserve, erläuterten den Sinn der Veranstaltung. In erster Linie sollten Reservisten fortgebildet werden, unter anderem in der Einrichtung eines Stützpunktes im Katastrophenfall, bei dem die Reservisten unterstützend tätig werden. Ein solcher Stützpunkt war das Treffen selbst, bei dem die Logistik eine Rolle spielte: Wie verköstige ich die Kameraden, wie organisiere ich die Wasser- und Stromversorgung, wie die Anfahrt und die Biwakplätze? Dies alles sollte auf dem RMC-Gelände geübt werden und klappte am Wochenende reibungslos.

Am Donnerstag bauten die Reservisten ihr Lager auf, am Freitag reisten die ersten Gäste an. Dass es durchaus ernst, aber auch ein bisschen lustig zuging, war an den Emblemen zu erkennen, die als Flaggen gehisst und an Autos und Zelten befestigt waren: Die Württembergfahne (»furchtlos und trew«) war ebenso zu sehen wie die Piratenflagge. Ansonsten ging es sehr gesittet zu. »Wir wollen hier keine Waffen auf dem Platz haben«, beteuerten Hildenbrand und Schütz. Ebenso ausgeschlossen waren Wehrmachtsfahrzeuge, also Kriegsgerät aus den Jahren vor 1945.

»Denn wir sehen das als Reservistenveranstaltung mit ernsthafter Fort- und Weiterbildung.« So gab es unter anderem eine gemeinsame Ausfahrt, die der »Militärkraftfahrzeugausbildung« dienen sollte. Doch auch die Zuschauer kamen auf ihre Kosten. Sie durften in den Geräten mitfahren, den ganzen Samstag lang. Immer wieder drehten schwere Fahrzeuge ihre Runden, um Kinder, Väter und Opas mitzunehmen.

Sämtliche Fahrzeuge hatten eine Straßenzulassung und kamen auf eigener Achse. Auch jener T3-Bus, den sein Eigentümer aus Bayern für 150 Euro vor wenigen Jahren gekauft hatte – heute sei er das 20-Fache wert. Auch er ließ es sich nicht nehmen, eine Runde auf der Motocross-Strecke zu drehen, ohne Allrad zwar, aber auf dem trockenen Untergrund dennoch kein Problem.