31.10.2018

Reutlinger General-Anzeiger

Novum in Stuttgart. Der Schweizer Mat Rebeaud zeigt seine wagemutigen Sprünge auf einem E-Motorrad

STUTTGART. Die Zeiten ändern sich. Elektronik liegt im Trend. Aus Radlern werden zunehmend E-Biker und im Motorsport findet die Formel E immer größere Beachtung – spätestens dann, wenn ab 2019 Formel-1-Dominator Mercedes bei den Elektro-Rennwagen einsteigt. Auch im Moto-Cross hält die Zukunft Einzug. Wenn am 9. und 10. November bei der ADAC-Veranstaltung wieder Supercross-Action in der Stuttgarter Schleyerhalle angesagt ist, wird Mat Rebeaud die Blicke auf sich ziehen. Präsentiert der Schweizer Freestyler doch auf einer elektrisch betriebenen Maschine seine Tricks.

Rebeaud will zeigen, »was mit einem Elektro-Motorrad alles möglich ist«. Und das ist weit mehr als der klassische Motorsport-Fan erwarten würde. Schon 2015 hat Josef Iker (Tiefenbronn) mit seiner E-Maschine Marke Eigenbau auf der Rennstrecke die Konkurrenz mit Verbrennungsmotoren hinter sich gelassen.

Das Problem auf der Strecke ist die Akkuleistung, die für längere Rennen im Freien noch nicht ausreicht. Aber auf der kürzeren Supercross-Strecke könnte der Sprung zur Konkurrenzfähigkeit schneller bewältigt werden. »Das Drehmoment ist auf jeden Fall beachtlich. Dies könnte auch für den Supercross interessant werden, wo man ja viel aus engen Kurven herausbeschleunigt«, sagt der deutsche Top-Fahrer Dennis Ullrich, vierfacher ADAC-MX-Masters-Champion, der schon auf einem E-Motorrad gefahren ist.

Summen statt Röhren

Ungewohnt ist auf jeden Fall der akustische Eindruck. Wo sonst röhrende Maschinen bei Fahrern und Fans Emotionen wecken, kommt der Sound des E-Cross-Bikes eher wie ein Summen daher. Das ist gerade im Motorsport noch weitgehend Neuland. »E-Motorräder werden sicher die Zukunft sein, aber ich finde, das Geräusch gehört einfach dazu«, sagt Tom Koch, der in der SX2-Klasse antreten wird, sozusagen der zweiten Liga beim Racing in der Halle.

Rebeaud bestritt früher selbst Rennen, ehe er seine Leidenschaft für die Freestyle-Action entdeckte. »Spielen mit dem Bike, das ist alles was ich will«, sagt der 36-Jährige, der 2008 die Red Bull X-Fighters World Tour für sich entschied. Im Frühjahr hatte er seine ersten Versuche auf dem E-Motorrad gemacht. »Es war gewöhnungsbedürftig«, beschreibt er die Umstellung von einer Verbrennungsmotor-Maschine auf die akku-betriebene Alta Redshift MX 1. Zur PS-Zahl eines 300-ccm-Gefährts von Ullrich (45 PS) fehlen dem E-Motorrad noch einige Pferdestärken, doch wird das durch reichlich Drehmoment relativiert.

Der größte Unterschied ist, dass der Motor aus ist, sobald der Fahrer kein Gas mehr gibt. »Und das Bike hat in der Luft eine andere Schwungmasse«, nennt Rebeaud eine weitere Auffälligkeit. Der Eidgenosse weiß andererseits die Vorteile speziell für Freestyler zu schätzen. »Ich mag die Maschine, weil ich nicht schalten und kuppeln muss und mich daher komplett auf den Sprung konzentrieren kann.«

Rebeaud ist der Exot im Stuttgarter Starterfeld. »Ich bin gespannt auf die Zuschauer-Reaktion. Am Trick-Level wird’s nicht fehlen«, sagt Freestyle-Koordinator Dennis Garhammer (Mössingen). Als weitere Sprungkünstler werden in Stuttgart Kai Haase vom RMC Reutlingen, der Däne Alex Porsing und Libor Podmol (Tschechien) ihre Kunststücke in luftiger Höhe demonstrieren.